Auf die Gis ….

Gis – diese Kurzbezeichnung steht für den Gipfelbereich eines der drei Linzer Hausberge, dem Lichtenberg. 1856/57 errichte man auf seinem Gipfel ein Aussichtwarte und benannte sie nach einer Tochter von Kaiser Franz Joseph I., Erzherzogin Gisela, als Gisela-Warte. Ab diesem Zeitpunkt bürgerte sich auch der Name „Gis“ ein.

Unsere 5. Frühsommerwanderung sollte uns eigentlich nach Tschechien führen, wo wir den ersten Teil des grenzüberschreitenden Burgen- und Schlösserweges erwandern wollten. Leider machte uns aber COVID-19 einen dicken Strich durch die Rechnung. Nachdem sich die Lage zusehends entspannte, reifte der Plan diese Wanderung doch noch anzubieten, jedoch in verkürzter und nahe-liegenderer Art und Weise. Was bot sich besser an, als der höchste der Linzer Hausberge, überragt er doch seine „Kollegen“ um 300 bzw. 400 Höhenmeter. Gesagt, getan, der 13. Juni sollte es sein und die Wetteraussichten, waren mehr als hervorragend.

Die ökologische Bewertung unserer Wanderung fällt mehr als vorbildlich aus, reisten doch mehr als die Hälfte der Teilnehmer mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zwei gar zu Fuß, zwei auf dem Drahtesel und lediglich drei motorisiert an. Insgesamt versammelten sich 12 Vereinsmitglieder und 4 Gäste am Eingang des Harbachparks in Urfahr.

Nachdem unser Kamerad Andreas Danner kurz in die vor uns liegende Strecke einwies und auch die Führung übernahm, erreichten wir nach einer kurzen Wegstrecke am Ende des Alten Feldwegs das Gelände einer aufgelassenen Schießstätte, über die sicherlich nur wenige Linzer Bescheid wissen.

Immer wieder waren wir erstaunt, dass wir uns auf Linzer Stadtgebiet bewegten, weil es hier so gar nicht nach Großstadt aussehen wollte. Bald schon erreichten wir das Ausflugsgasthaus „Exenschläger“, wo wir naturgemäß nicht einkehrten, wollten wir doch zu Mittag das „Gasthaus zur Gis“ erreicht haben. Der Schließende meldete „aufgeschlossen“ und weiter ging es dem Lichtenberg entgegen. Es war nun angebracht die Ohren zu spitzen, um herannahende Mountain-Biker frühzeitig wahrzunehmen, die sich in halsbrecherischem Tempo die Wege hinabstürzten. Unser Mitgefühl galt ihren Kollegen, die sich mit ihren Alu- bzw. Carbon-Eseln, auf selbigen Weg wie wir, den Berg hinaufmühten. Für ihre E-Bike-Kollegen wollte dieses Gefühl nicht so richtig aufkommen. Leider mussten wir aber auch den schützenden Wald verlassen und waren so im zweiten Teil des Anstieges der zunehmenden Hitze ausgesetzt. Besonders unserem jüngsten Wandervogel setzte diese und der Anstieg zusehends zu. Umso bewundernswerter war sein Ehrgeiz, der ihn davon abhielt aufzugeben und mit etwas Verspätung erreichte auch er das Mittagsziel.

Das „Gasthaus zur Gis“ wurde bereits 1702 als Jausenstation eröffnet und befindet sich seither in Familienbesitz. 1957 errichtet man von der tiefer gelegenen Ortschaft Lichtenberg eine Straße auf die Gis. Auf dieser Straße wurde auch ein Postbusverkehr eingerichtet, der jedoch Anfang der 1990er Jahre eingestellt wurde. Bis dahin war es ein beliebtes Vorhaben, mit dem Bus auf die Gis zu fahren und per pedes wieder nach Linz zurückzukehren. Als die Verbauung noch nicht so weit fortgeschritten und im Winter auch noch genügend Schnee fiel, war es auch gut möglich, die Landeshauptstadt auch leicht mit den Skiern zu erreichen. Interessant ist auch nachzulesen, dass die Rodungen des Waldes in diesem Bereich dem Berg seinen Namen gaben (auslichten des Waldes – Lichtenberg). Unter Einhaltung der Corona-Regeln widmeten uns wir mit Leidenschaft der aufliegenden Speisekarte, hatte doch der Anstieg unsere Energiedepots aufs Gröblichste angegriffen.

Ein Berg ist nur dann bezwungen, wenn man auch seinen höchsten Punkt erreicht hat. Nach der Mittagsrast, die doch etwas länger ausfiel, als geplant, ging es weiter zur anfangs erwähnten Aussichtswarte auf dem Gipfel des Lichtenbergs. 1960 errichtete man in unmittelbarer Nähe eine Sendeanlage, die ihre Signale weit ins Land schickt.

Unser eigentliches Ziel war aber der sogenannte „Reingruber-Stein“, den wir unseren Mitmarschierern gerne in natura zeigen wollten. Welche Bewandtnis es mit diesem Stein hat? Einfach nachlesen auf unsere Home-Page (www.linzer-zweier.at/traditionsregiment/Denkmäler u. Kasernen/Der Reingruber-Stein). Lediglich das Auffinden des Steines sollte sich als etwas schwierig herausstellen und einige Kameraden sahen sich bereits im Wald für immer verloren.

Der Abstieg vom Lichtenberg bot immer wieder eine herrliche Aussicht auf Linz und das oberösterreichische Alpenvorland und ab der Ortschaft Lichtenberg konnten wir auch wieder in den schattenspenden Wald entlang des Diesenleitengrabens (auch die Variante mit doppelten s ist gebräuchlich). Auf diese Weise kehrten wir auch wieder in das Stadtgebiet von Linz zurück, wiederum kaum vorstellbar, dass man sich in einer Großstadt befindet. Die Aussicht vom Bachlberg gehört sicher zu einer der schönsten auf die Stadt. Nach kurzer Zeit war dann auch der Ausgangspunkt wieder erreicht.

Zum Abschluss noch einige technische Daten: Die Strecke betrug 20,4 Kilometer. Ausgangspunkt und Ziel lagen auf einer Seehöhe von 270 Meter. Der höchste Punkt war der Lichtenberg mit 927 Meter, was einen Höhenunterschied von 657 Meter ergibt. Tatsächlich betrug die Summe der Anstiege insgesamt 721 Höhenmeter.

Diese fünfte Frühsommerwanderung zeigte wiederum eindrucksvoll, welch beeindruckende Landschaften unmittelbar vor unserer Haustüre liegen. Ich darf angelehnt an Goethes „Erinnerung“ mit den Worten schließen: „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.“

Im Namen Ihrer doch sehr lebendigen Gesellschaft für Geschichtsdarstellung

G-U