Bereits seit geraumer Zeit kam in Gesprächen immer wieder die Rede auf einen Schießplatz im Reichenbachtal bei Steyregg. Eine mit niedriger Auflösung gescannte Karte schuf zwar Fakten, jedoch konnte niemand so recht etwas mit den genannten Geländeteilen anfangen.
Am 19. September, vormittags war es dann soweit, um dieser Sache auf den Grund zu gehen. Zwei Herren aus Steyregg, beide anerkannte Hobby-Historiker, hatten sich bereit erklärt uns ihre Erkenntnisse zu diesem Schießplatz im Reichbachtal zur Kenntnis zu bringen. Als Ausgangspunkt wählten wir den Stadtplatz von Steyregg, wo wir Herrn Gerhard Haas und Herr Konsulent Peter Grassnigg trafen. Nach einer kurzen grundsätzlichen Einweisung fuhren wir ins Reichenbachtal an der Ostseite des Pfenningberges.
Etwa 600 Meter ostwärts des beliebten Ausflugsgasthauses Daxleitner konnten wir einen Stellungsraum besichtigen, von wo aus mit Maschinengewehren auf Ziele am Bachufer des Reichenbaches gefeuert wurde. Der weiter ostwärts gelegene Abhang des Hohensteins diente dabei als natürlicher Kugelfang. Von den beiden Herren erfuhren wird, dass die ersten Notizen über die Errichtung eines Schießplatzes aus dem Jahr 1892 datieren. Eingerichtet wurde dieser Platz für das Weit- und Gefechtsschießen. Der Anmarsch der Truppen aus der Garnison Linz erfolgte über die nicht mehr existente Ortschaft St. Peter und auf dem Fußgängersteig der Steyregger-Bahnbrücke wurde die Donau überquert.
Während mit den Gewehren auf Entfernungen von 250 bis 500 m geschossen wurde, konnte mit den später einführten Maschinengewehren auch bis 1300 m weit gefeuert werden. Als nach einer Pause nach dem Ersten Weltkrieg auch das Bundesheer der 1. Republik den Platz nutze, sollen auch „schwerere Geräte“, wie z.B. Gebirgshaubitzen zum Einsatz gekommen sein. Nach dem Jahr 1938 nutzte auch die Deutsche Wehrmacht diese Gelände, da sich der nahe gelegene und neu eingerichtete Übungsplatz in Treffling für derartige Scharfschießen nicht eignete.
Zum Ende unsere Exkursion statteten wir Frau Franziska „Fanni“ Roithmair einen Besuch ab. Die Dame konnte von Erzählungen über den Schießplatz ihrer Eltern und Großeltern berichten. In der direkten Schussrichtung befanden sich zwar keine bewohnten Häuser, jedoch kam es immer wieder vor, dass Projektile auch ihren Bauernhof trafen und dabei etliche Fenster zu Bruch gingen, so Frau Roithmair. Die etwa 40 Schießtage pro Jahr wurden angekündigt und die angrenzenden Bewohner mussten dann in ihren Häusern verbleiben. Noch heute existieren zwei Häuser, die sogenannten „Wiesenhäuseln“, welche über Fensterläden aus schwerem Eisen verfügten.
In den gepflügten Feldern kann man immer noch Projektile aus dieser Zeit finden. In der Zwischenkriegszeit wurden diese Gewehrprojektile ebenfalls gesammelt, da man sich mit dem gefundenen Blei ein kleines Zusatzeinkommen sichern konnte.
Wir bedanken uns recht herzlich bei Frau Franziska Roithmair, und den Herrn Gerhard Haas und Konsulent Peter Grassnigg für ihre Zeit und Unterlagen, die sie unserer Wissbegier zur Verfügung gestellt haben.