Ein Erinnerungsblatt
Die Junischlacht am Piave 1918 war im Gange. Der 21. Juni war ein schöner, klarer Tag. Das Schützenregiment Nr. 2 Linz lag m Brückenkopf westlich des Piave, bei Salgaredo. Die Beobachter in den italienischen Fesselballons konnten bei der guten Sicht jede Bewegung in den Linien wahrnehmen. Auch die Fliegertätigkeit des Gegners war sehr rege; vor allem hatte er Artillerieflieger in Tätigkeit, die mit Raketenschuss das Feuer der Batterien auf die österreichisch-ungarischen Stellungen leiteten.
Das Regimentskommando der Linzer Schützen hauste noch immer im freien Felde in einem Granattrichter am Spinosola-Bach und war, vor allem infolge des Kommens und Gehens von Ordonnanzen, seit diesem Tag schon seit den Morgenstunden das Ziel schwersten feindlichen Artilleriefeuers. Um 11.00 Uhr entschloss sich der Regimentskommandant Oberst Alfred Purtscher, seinen Standpunkt an die Straße in ein kleines Haus mit Deckung zu verlegen, nachdem eine halbe Stunde vorher der Regiments Tel. Offizier Leutnant Spraick durch eine feindliche Gewehrkugel, die den Stahlhelm durchschlagen hatte, tödlich verwundet worden war. Um 11.50 Uhr erlitt Oberst Purtscher selbst den Heldentod – ein Blindgänger zerschmetterte ihm den Kopf und verwundete gleichzeitig den ersten Regimentsadjutanten Hauptmann Gustav Wundrak.
Die Nachricht vom Tode des Obersten Purtscher verbreitete sich im ganzen Regiment überaus schnell und wirkte auf Offiziere und Mannschaft erschütternd. Oberst Purtscher war wohl erst überaus kurz mit der Führung der Linzer Schützen betraut, aber er hatte sich rasch bei jedem einzelnen Angehörigen des Regimentes jene Verehrung und Liebe errungen, die sich andere erst langsam erkämpfen mussten.
Die Angehörigen des Linzer Schützenregimentes gedenken alljährlich im stillen der opfervollen Junitage 1918 am Piave und vor allem auch des Todes ihres unvergesslichen Kommandanten, Oberst im Generalstab Alfred Purtscher.
Zeitungsnotiz, Archiv LIR.2 Inv.Nr. 2021
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