
Vorgeschichte in der k.u.k. Monarchie
Im September 1915 wurde von Kaiser Franz Joseph I in Anerkennung der besonders verdienstvollen Leistungen der k.k. Landwehr die Fahne M 1915 gestiftet, und unter Aufsicht des Heeresmuseums 1916 produziert. Die feierliche Ausgabe des Feldzeichens sollte nach Beendigung des Krieges erfolgen, was jedoch durch den Zerfall der Monarchie nicht mehr geschah.
Das Verordnungsblatt für die k.k. Landwehr, Normalverordnungen, 22. Stück, vom 8. September 1915, welches die Verleihung der Fahnen für die Fußtruppen der k.k. Landwehr mit Zirkularverordnung vom 4. September 1915, Präs.Nr. 14.256, wie folgt, verlautbarte:
„Seine k.u.k. Apostolische Majestät haben in neuerlicher allergnädigster Anerkennung der besonders verdienstvollen Leistungen der k.k. Landwehr, welche während der ganzen bisherigen Kriegsperiode mit den Truppen des k. und k. Heeres in unentwegter und treuester Pflichterfüllung vor dem Feinde wetteifert und bereits wiederholt die Allerhöchste Annerkennung fand, die Beteilung der k.k. Landwehrfußtruppen mit Fahnen huldvollst in Aussicht zu nehmen geruht. Die Verfügung wegen Ausstattung und Ausführung dieser Fahnen sowie betreff Anfertigung und feierlicher Ausgabe werden nach Beendigung des Krieges erfolgen. Dieser Allerhöchste Gnadenakt soll für die Truppen der k.k. Landwehr ein weiterer Ansporn zu neuen Heldentaten sein und wird sich dieselbe gewiß durch weitere glänzende Leistungen vor dem Feinde dieser Allerhöchsten Verfügung immer wieder würdig weisen!“
Freiherr von Georgi m.p.
General der Infanterie

1.Republik und Fahnenweihe 1924
Der „Kameradschaftsbund ehemaliger Zweierschützen“ übernahm am 8. Juni 1924, fast sechs Jahre nach Ende des Weltkriegs, anlässlich eines großen Wiedersehensfestes des Edelweißkorps in Linz die k. k. Schützenfahne M 1915, welche bis dahin im Arsenal in Wien aufbewahrt wurde. Wie viele Fahnenblätter für die 37 Landwehrregimenter produziert wurden ist leider nicht bekannt. Auch das HGM in Wien konnte darüber keinerlei Auskunft geben. Sicher ist nur, dass neben den SchR. Linz Nr.2 auch dem SchR. Wien Nr. 1 bzw. dessen Kameradschaftsvereines die Fahne ausgefolgt wurde.
Diese nachträgliche Fahnenweihe am 8. Juni 1924 durch den Brigadepfarrer Matthias Spanlang im Alten Dom fand genau nach dem historischen Zeremoniell und unter großer Beteiligung der Bevölkerung und vieler Festgäste statt. Die Fahnenpatin Fürstin Starhemberg stiftete das prunkvolle Fahnenband mit der Inschrift:
„Dem Kameradschaftsbund der Linzer Zweierschützen“
„Gew. v. Fanny Starhemberg Larisch“
Bei einer Vorstandssitzung im Mai 1924 wurde der Beschluss über die Auswahl der Namen für die gravierten Fahnennägel auf Grund der Anmeldungen gefasst. Das Einschlagen dieser gravierten Nägel wurde nach einem feierlichen Treuschwur der versammelten Kameraden durch drei Hammerschläge symbolisiert, welche mit einem silbernen Hammer ausgeführt wurden.
In der Festschrift lesen wir darüber: „Den ersten Hammerschlag führte Seine Exzellenz der Herr Landeshauptmann von Oberösterreich Prälat Johann Nepomuk Hauser mit dem Spruche: „Treu in allem“, den zweiten Hammerschlag führte Seine Exzellenz unser ehemaliger Landesverteidigungs-Minister Herr Generaloberst Friedrich Freiherr v. Georgi im Namen aller Soldaten und im Namen aller Gefallenen, und den dritten Hammerschlag führte der letzte Oberst, Franz Karl Unger von Zurawniki, im Namen der toten und lebenden Kameraden des ehemaligen k.k. Schützenregiments Nr. 2 in Treue fürs teure Vaterland.“
Nach der Weihe wurde die Regimentsfahne – von der Hessenfahne (ehem. k.u.k. IR14) und der Fahne der Freiwilligen OÖ Schützen sowie einer Ehrenkompanie begleitet – unter dem Jubel der freundlich Gesinnten in das Linzer Landesmuseum gebracht und wurde dort aufbewahrt und ausgestellt.
In den Zwanziger-Jahren wurde die Fahne zu den verschiedensten Feiern und festlichen Anlässen von einer Abordnung ehemaliger Regimentsangehöriger in den alten kaiserlichen Uniformen als so genannter „Ehren-Fahnenzug“ geführt. Es gab eine große Anzahl von Feier- und Gedenktage wo die Kameradschaften der ehemaligen k.(u.)k. Truppenkörper auf österreichischem Boden unter zahlreicher Teilnahme von Politik und der Bevölkerung in Tradition und Verpflichtung Ihrer im Weltkrieg gefallenen Kameraden gedachten.
Ständestaat 1935 – 1938
Dem Bundesheer der ersten Republik wurde auf Grund der Änderung der politischen Verhältnisse sukzessive die Traditionspflege der kaiserlichen Armee übertragen. So übernahm das „Alpenjägerregiment Maria Theresia Nr. 8“ in Wels offiziell die Traditionspflege des „k. k. Schützenregiments Linz Nr. 2“.

Am 2. Oktober 1935 erfolgte in Linz „in feierlicher Weise“ die Übergabe der alten Schützenfahne M 1915 durch Offiziere des ehem. SchR 2 in die Obhut des AJR 8. Wie uns historische Fotographien zeigen, erfolgte diese Übergabe durch den letzten Regimentskommandanten des ehem. SchR 2 Generalmajor Franz Karl Unger von Zurawniki an den Regimentskommandanten des Alpenjägerregimentes Nr. 8 Oberst Eugen Walland. Am 10. November 1935 fanden die Abschiednahme und eine Defilierung vor der alten Regimentsfahne vor der Stadtpfarrkirche in Wels statt. GM Unger hielt eine ehrende Ansprache, erinnerte zugleich an den Gedenktag des ehem. SchR 2 (Schlacht bei Podzamcze – Pilica im November 1914) und nahm Abschied von der alten Regimentsfahne. Dieses Feldzeichen wurde vom Traditionsnachfolger AJR 8 bis zur Auflösung des Bundesheeres 1938 als Traditionsfeldzeichen geführt.
Zweite Republik
Wo die Fahne M 1915 des ehem. k. k. Schützenregiments Nr. 2 in der Zeit des Zweiten Weltkriegs aufbewahrt wurde ist uns leider nicht bekannt. Möglicherweise war diese zusammen mit dem Truppenmuseum (Zweierschützenmuseum) im Kloster Hohenfurt in Böhmen als Schutz vor den Luftangriffen der Alliierten Bomberverbände ausgelagert. Die alte Regimentsfahne M 1915 hatte die Wirren des zweiten Weltkriegs überstanden und wurde in den Fünfziger Jahren, nach Ende der Besatzungszeit, wieder an den neu gegründeten „Kameradschaftsbund der Zweierschützen in Linz“ übergeben werden.
Nachdem sich auch das Bundesheer der 2. Republik zur Österreichischen Militärtradition bekennt, wurden dem Panzergrenadierbataillon 13 in der Zehnerkaserne Ried zur Überlieferungspflege die alten Truppenkörper des k. k. Schützenregimentes Nr. 2 und Alpenjägerregiment Nr. 8 zugewiesen (Erlass vom 25. November 1967).

Ab diesem Zeitpunkt wurde der Regimentsgedenktag in feierlicher Form gemeinsam mit dem Linzer Kameradschaftsbund abgehalten. Anlässlich des 52. Regimentsgedenktages am 13. November 1966 in der Linzer Stadtpfarrkirche wurde die alte Fahne M 1915 von den letzten noch lebenden Zweierschützen an das PzGrenB13 übergeben. Diese befindet sich auch heute noch als besondere Attraktion im Traditionsraum des „Zweierschützen Museum“ der Zehnerkaserne Ried. In diesem kleinen aber feinen Museum, welches im Kommandogebäude des PzGrenB13 untergebracht ist, wird auch das Feldzeichen M 1935 des AJR 8 (als Leihgabe des OÖLM) und die Fahne der B-Gendarmerie-Schule aufbewahrt.
Im Jahr 1997 wurde der Verein „k.k. Landwehrinfanterieregiment Linz Nr. 2“ – Gesellschaft für lebendige Geschichtsdarstellung gegründet. Eines seiner Ziele war stets, den Regimentsgedenktag in feierlicher Form zu begehen. 2001 reifte der Plan eine Kopie der historischen Regimentsfahne anfertigen zu lassen. Die Finanzierung dieses Projekts wurde über gravierte Fahnennägel, wie sie auch auf dem Original zu finden sind, sichergestellt. Über 200 solcher Nägel wurden angefertigt und mit den Namen der Spender und Sponsoren versehen.
Ein besonderer Höhepunkt der Vereinstätigkeit war dann die Fahnenweihe am 15. November 2002 anlässlich des 90. Regimentsgedenktages. Die feierliche Weihe der neu angeschafften, originalgetreu gefertigten Regimentsfahne M 1915 durch den Militärbischof SE Mag. Christian Werner wurde in der Linzer Stadtpfarrkirche genau nach alter Tradition durchgeführt. Als Fahnenpatin und Stifterin des ebenso prachtvollen Fahnenbandes konnte Ihre Durchlaucht Nadejda Fürstin Starhemberg gewonnen werden. Abordnungen des Bundesheeres sowie der Feldzeichentrupp des PzGrenB13, uniformierte Traditionseinheiten aus den ehemaligen Kronländern sowie viele Ehrengäste nahmen an der Festmesse teil, welche von der OÖ Militärmusik musikalisch begleitet wurde. Seitdem ist das neue Feldzeichen steter Begleiter der Linzer-Zweier bei Ihren Ausrückungen zu Gedenkfeiern und Veranstaltungen im In- und Ausland.
Quellen und weiterführende Literatur:
„Die Zweierschützen im Weltkrieg“, Regimentschronik, hrsg. vom Kameradschaftsbund der Linzer Zweierschützen
Festschrift des Kameradschaftsbundes ehem. Zweierschützen Linz, 1924
Festschrift des ÖKB Ortsgruppe Linz Stadt zum 80. Regimentsgedenktag
Festschrift des LIR. 2 zum 90. Regimentsgedenktag