General Zehner

Im Felde am 1. Jänner 1916. Hauptmann Zehner (beim XVI. Korps an der Balkanfront)

Wilhelm Petrus Zehner wurde am 2. 9. 1883 im siebenbürgischen Bistritz geboren (Rumänien). Er entschloss er sich für den Offiziersberuf und trat in die vierjährige Infanteriekadettenschule Kamenitz bei Peterwardein (Petrowaradin, heute in Serbien) ein, die Zehner nach vier Jahren als Kadett-Offizier-Stellvertreter zum ungarischen Infanterieregiment Nr. 61 nach Brod (heute Serbien) verließ. Dieses k.u.k. Regiment hatte seinen Ergänzungsbezirk in Temesvár. Seit 1903 Leutnant, besuchte Zehner in Wien zwischen 1909 und 1911 den Militärintendanzkurs und wurde – ab 1910 Oberleutnant – für ein Jahr zum böhmischen IR 88 versetzt. 1911 kehrte er nach Temesvár zurück, wo er bis 1913 beim VII. Korps als Konzipient tätig war.

„Liebster Karl,

Vorder- und Rückseite einer Postkarte, welche Zehner (4. von links) an seinen Bruder Karl geschrieben hat.

anbei die Aufnahme von mir mit Kameraden vor meinem Abgehen ins Feld von den Marschform(ationen). Seitwärts steht die Mannschaft. Die auf Bild gekommen sind Egerländer ebenso die meisten der mit mir stehenden Offiziere. Mir geht es gut und bin gesund. Dürfte in einigen Tagen das Baon 63 im Regiment 166 übernehmen. 1000 herz(liche) Grüße und Küsse von deinem Willi
13. März 1917″

1913 nahm Oberleutnant – seit November Hauptmann – Wilhelm Zehner an der Mobilisierung während der Balkankrise beim XVI. Korps teil, ab April 1914 finden wir ihn beim Armeeinspektorat in Sarajewo. Hier in der bosnischen Hauptstadt erlebte er den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Hauptmann Zehner diente an der Balkanfront (bei der 14. Gebirgsbrigade) und am Isonzo, bevor er im Oktober 1916 auf eigenen Wunsch als Truppenoffizier zur 1. Armee wechselte. Wilhelm Zehner wurde an die Ostfront versetzt und kämpfte bis Kriegsende in Rumänien, Galizien sowie in Russland.

Zehner als Offizier der Volkswehr
Als Oberstleutnant und Kommandant des Alpenjägerregiments Nr. 7 (später IR. 14 „Hessen“)

Nach dem Zusammenbruch der Monarchie im November 1918 trat Wilhelm Zehner in die republikanische „Volkswehr“ ein (Ersatzbataillon Nr. 7 in Klagenfurt) und bewährte sich beim „Kärntner Abwehrkampf“ 1919. Aufgrund der Bestimmungen des Friedensvertrages von St. Germain-en Laye musste Österreich seine Streitkräfte drastisch verkleinern und in ein Berufsheer umwandeln. Wilhelm Zehner – 1920 Major, 1921 Oberstleutnant – wurde in das neue „Bundesheer“ übernommen und tat auch im Verteidigungsministerium in Wien seinen Dienst, 1925 kam der Wechsel nach Oberösterreich (Alpenjägerregiment 8, Braunau am Inn). Im gleichen Jahr erfolgte seine Eheschließung mit Maria Krasnitzer.

Zehners Karriere beschleunigte sich: 1928 Kommandant vom OÖ Alpenjägerregiment Nr. 7, 1929 Oberst und ab 1. Juli 1933 Kommandant der 4. Brigade in Linz. Österreichs innenpolitische Situation verschärfte sich ab der Mitte der 20er Jahre immer mehr, dazu kamen noch die wirtschaftlichen Probleme des kleinen Landes verbunden mit der Weltwirtschaftskrise, Armut und hoher Arbeitslosigkeit sowie die laufenden gewaltsamen Zusammenstöße der paramilitärischen Einheiten (Heimwehr, Schutzbund). Die Gewalt eskalierte (1927 Justizpalastbrand) und eine Zusammenarbeit der politischen Parteien schien kaum mehr möglich. Eine Konfrontation zwischen der Christlichsozialen Partei und der Sozialdemokratie, sowie den Nationalsozialisten schien nur mehr eine Frage der Zeit zu sein.

General Wilhelm Zehner (vorne links) mit Generalmajor Anton Kienbauer, Militärkommandant von OÖ, (vorne rechts) bei einer Festveranstaltung

Am 12. Februar 1934 leistete der inzwischen illegale sozialdemokratische Schutzbund bewaffneten Widerstand gegen eine Hausdurchsuchung in Linz und löste somit den Bürgerkrieg aus.

Wilhelm Zehner leitete die militärischen Maßnahmen zur Niederwerfung der Erhebung in Oberösterreich, die am 16. Februar beendet war.

 

 

 

 

„Wien, am 24. Mai 1937
Min.Adj.Zahl 385/I/37.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

Die freundliche Mitteilung vom 5. Mai 1937, dass die Mitglieder des Gemeindetages der Stadt Ried i.I. den Wunsch geäussert haben, die im Bau befindliche Kaserne in Ried „General Zehner Kaserne“ benennen zu dürfen und hiezu um meine Zustimmung ersuchen, hat mich sehr erfreut.
Ich danke Ihnen und den Mitgliedern des Gemeindetages für diese liebenswürdige Aufmerksamkeit und nehme die mir zugedachte Ehrung gerne an.
Mit dem Ausdrucke der vorzüglichsten Hochachtung
ergebenster
Zehner“

Aufgrund seiner Leistungen erfolgte im Juni 1934 die Ernennung Zehners zum Staatssekretär für Heerwesen. General Zehner stand somit am Zenit seiner Karriere und vor seiner wichtigsten Bewährungsprobe. Er bemühte sich in dieser Zeit um den Ausbau und die Modernisierung des Bundesheeres. Doch rückte Österreichs Schutzmacht Italien durch den beginnenden Abessinien-Krieg an Deutschland heran und erzwang damit eine Annäherung der Alpenrepublik an das Deutsche Reich. General Zehner stand mit seinem Plan die Souveränität Österreichs auch militärisch zu verteidigen auf verlorenem Posten. Am 11. März 1938, kurz vor dem Einmarsch der Wehrmacht, legte Wilhelm Zehner sein Amt als Staatssekretär zurück. Er sollte nur noch ein Monat leben …

Am 10. April, dem Tag der Volksabstimmung über den „Anschluss“ drangen Männer der Gestapo in die Wohnung des Generals ein und zerrten ihn ins Arbeitszimmer, wo der Schuss fiel, der Zehner tötete. Laut offiziellen Dokumenten liegt Selbstmord vor. Zahlreiche Indizien weisen jedoch auf Mord hin. Im Zuge der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des Instituts für Gerichtsmedizin in Wien, wurde Zehners Schädelkalotte gefunden. Sie wurde mit seinen sterblichen Überresten im Jahr 2002 mit allen militärischen Ehren und Teilnahme einer Abordnung des PzGrenB13 am Döblinger Friedhof beigesetzt.